13. Juni 2018

Parodontologie

Bekämpfung von Parodontitis

Die Parodontologie beschäftigt sich mit der Lehre vom Zahnhalteapparat.

Der Zahnhalteapparat besteht aus dem Zahnfleisch, Wurzelzement, Wurzelhaut, kollagenen Fasern und dem Zahnfach. Die Parodontitis (auch als Parodontose bekannt) ist eine bakteriell entstandene Krankheit, die zu einer weitgehend irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates und somit Verlust der Zähne führt.

Die Parodontitis gehört zu den häufigsten Erkrankungen von Zähnen, Zahnfleisch und Kiefer. Diese Mundkrankheiten entwickelt sich beinah unbemerkt und verläuft chronisch über die Jahre. Eine rechtzeitige Früherkennung und Beseitigung von bakteriellen Ursachen ist eine obligatorische Maßnahme zur Verhinderung des Zahnverlustes.

Folgende Faktoren begünstigen die Krankheit:

  • Rauchen
  • Mangelhafte Mundhygiene
  • Ungenügende Zahnpflege
  • Zahnsteine
  • Ungesunde Ernährung
  • Stress
  • Schwaches Immunsystem
  • Diabetes

Die Parodontitis wird durch einem bakteriellen Zahnbelag ausgelöst. Die Keime sind übertragbar – zum Beispiel von den Eltern auf das Kind. 

Sie bilden am Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen einen Biofilm. Die von diesen Keimen ausgeschiedene Stoffwechselprodukte wie Säuren oder Giftstoffe greifen die Zähne und das Zahnfleisch an. Die Folge ist eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis).

Mit der Zeit bildet sich zwischen Zahn und Zahnfleisch ein Zwischenraum – die Zahnfleischtasche. In dieser können sich Bakterien aller Art vermehren und auch im Zahnbett eine Entzündung auslösen.

Dadurch wird der Knochen angegriffen und als die Folge zieht sich das Zahnfleisch zurück. Die Zähne erscheinen länger, weil die Zahnhälse frei liegen und das Gewebe in den Zwischenräumen (Papille) wird zerstört.

Die Parodontitis wird leider oft zu spät von Patienten selbst entdeckt, was im schlimmsten Fall schon zum irreversiblen Zahnverlust führt. Die Möglichkeit die Parodontitis noch im Frühstadium zu erkennen und zu behandeln sollte nicht versäumt werden.

Mögliche Symptome zur Früherkennung:

  • Rötung des Zahnfleisches
  • Schwellung des Zahnfleisches
  • Zahnfleischbluten bei der Zahnpflege
  • Zahnfleischrückgang
  • Mundgeruch

Der parodontale Screening Index (PSI) ist die erste einfache Methode, den Zustand des Zahnfleisches zu analysieren. Er ermöglicht bereits die frühen Formen von Zahnbetterkrankungen zu erfassen, was eine erfolgreiche Behandlung erleichtert. Die Kosten für diese Maßnahme werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre übernommen.

Bei der Erhebung des Index wird das Zahnfleisch mit Hilfe einer zahnärztlichen Parodontalsonde untersucht. Diese hat eine spezielle Längenmarkierung und ein Ende in Form einer winzigen Halbkugel, die das Zahnfleisch nicht nur vor Verletzungen schützt, sondern auch hilft kleine Rauigkeiten aufzuspüren.

Mit der Sonde wird vorsichtig die Zahnfleischtasche um den Zahn herum abgetastet. Dabei werden die Sondierungstiefe, die Blutungsneigung des Zahnfleisches und die Rauigkeiten der Zahnoberfläche untersucht.

Die Befunde werden zu Codewerten zusammengefasst und in drei Bereiche pro Kiefer aufgeteilt. Wenn für alle 6 Bereiche den Code 0 aufweisen, ist das Zahnfleisch gesund. Die gute Mundhygiene sollte weiter aufrechterhalten werden, ergänzt durch eine Professionelle Zahnreinigung in regelmäßigen Abständen. Der Code 1 oder 2 deutet auf eine auf eine Zahnfleischentzündung hin.

Ab dem Code 3 ist meist eine mittelschwere Parodontitis vorhanden. Der Code 4 kann auf eine fortgeschrittene Parodontitis hindeuten. Eine weitere, umfassende parodontale Untersuchung mit einem Bakterientest oder Röntgen wäre dann notwendig.

Beim Feststellen einer Parodontitis, kann z.B. ein bakterieller Abstrich aus den vertieften Taschen gemacht werden. Somit können die Rückschlüsse auf eine Verbesserungen der Mundhygiene analysiert werden.

Die vertieften Taschen lassen sich mit dem Ultraschal, Handinstrumenten oder Laser behandeln.

Trotz einer Wurzeloberflächenbehandlung können erneute entzündliche Aktivitäten auftreten, die auf eine erneute Infektion mit pathogenen Keimen zurückzuführen sind.

Eine konsequente Nachsorgebehandlung („unterstützende Parodontitistherapie“) ist deshalb wichtig um die Wiederentstehung der Parodontitis zu vermeiden. Im Rahmen unseres Recall-Programms wird in regelmäßigen Abständen die Plaque von den Zähnen und der Biofilm aus den Zahnfleischtaschen entfernt.

Zusätzlich setzen wir auf ein gut etabliertes Konzept der „Full Mouth Disinfection“, das in einer bestimmten Reihenfolge abläuft:

1) Die Wurzeloberflächenbehandlung aller Taschen sollte innerhalb von 24 Stunden durchgeführt werden, damit keine Ketteninfektion durch pathogene Bakterien entsteht.

2) Desinfektion aller Regionen, wo sich die aggressiven Krankheitserreger „verstecken“ und die zuvor behandelte Zahnfleischtaschen neu infizieren können. Zu den Regionen gehören z.B. die Mundhöhle, Zungenoberfläche, Wangenschleimhaut, alle Nischen im Nachbarbereich der Zähne und andere Bereiche.

3) Jetzt muss der erreichte Zustand für einige Monate mit Hilfe von antimikrobiellen Mitteln in Form von Spüllösungen oder Sprays gesichert werden. Die Wahl erfolgt für jeden Patienten individuell.

4) Evtl. muss sich der Partner des Patienten auch behandeln lassen, da die pathogenen Bakterien übertragbar sind.

Mit zunehmendem Alter nehmen die Zahnfleischerkrankungen stark zu.

Es ist zu empfehlen ein Parodontitis-Screening durchzuführen, was in unserer Praxis zum Einsatz kommt. Dabei kann vor Ort festgestellt werden, ob eine behandlungsbedürftige Zahnfleischentzündung/Gingivitis  mit aufgetretenem einer Parodontitis vorliegt.